Der Familienname Oldach

Im Nachfolgenden geht es um die Onomastik, auch Namenkunde oder Namensforschung genannt. Hierbei wollen wir unseren Familiennamen einmal genauer betrachten.

  1. Bedeutung und Entstehung
  2. Geografische und zeitliche Einordnung
  3. Entstehung von Familiennamen (allgemein)
  4. Verschiedene Schreibweisen
  5. Frühe Namensfunde

1. Bedeutung und Entstehung

Der Familienname OLDACH leitet sich von ALDAG ab.

(Weitere, verschliffene Formen von Aldag sind Ahldag, Ahldach und Aldey und die niederdeutsch verdunkelten Oldag, Ohldag und Ohldach. Es gibt auch noch Necknamen, die auf beliebte Redewendungen des ersten Namensträgers anspielen, so z. B. Alletag, Alltag, Allzeit und Allewelt.)

Der Name ALDAG ist einer der typischen Namen des altsächsisch-ingwäonischen Nordseeraumes.  Aldag leitet sich widerum von ADELDAG ab und bedeutet  in etwa "lichter, strahlender Tag". Die beiden Wortelemente sind germanischer Abstammung und bedeuten konkret: ADAL = "edel, vornehm, aus edler/vornehmer Abstammung/Geschlecht" und DAGA = "Tag, helle Zeit".

Unsere Vorfahren gaben ihrem Kind mit dem Rufnamen Adeldag den Segenswunsch mit, es möge "edel und hell wie der Tag" sein. Aus dem männlichen Rufnamen Adeldag (manchmal auch Athaldag), entwickelte sich dann später der Familienname. 

Der Familienname Oldach ist demnach ein patronymischer Name d. h. Bildung des Nachnamens aus dem Vornamen des Vaters.

Familiennamen bildeten sich immer aus dem Prinzip heraus, eine Person durch ein zusätzliches Wort zu einer bestimmten Zeit auf eine besondere Weise zu charakterisieren, damit sie einzigartig wird und sich von der Masse der Menschen mit gleichem Vornamen abhebt. Der erste Träger unseres Familiennamens hatte einen Vater, der Aldag/Oldag hieß. Er war der Sohn des Oldag.

2. Geografische und zeitliche Einordnung

Wie oben bereits erwähnt, ist ALDAG einer der typischen Namen des altsächsisch-ingwäonischen Nordseeraumes.  Dieser (Sprach-)Raum lässt sich grob als ALTNIEDERDEUTSCH bezeichnen, definiert sich aber streng genommen wie folgt:

Unter dem Begriff ALTSÄCHSISCH versteht man die älteste schriftlich bezeugte Phase der auf dem sächsischen Territorium gesprochenen Sprache, die ungefähr in der Zeitspanne vom 9. bis 12. Jh. im Gebiet zwischen Niederrhein, Nordseeküste und Elbe verwendet wurde.

Der Begriff INGWÄONISCH ist nicht einheitlich definiert . In der Sprachwissenschaft werden damit zumeist verschiedene germanische Varietäten bezeichnet, die um die Mitte des ersten Jahrhunderts im Nordseegebiet verbreitet waren und gemeinsame Merkmale aufwiesen. Meist wird ingwäonisch mit NORDSEEGERMANISCH synonym verwendet. Neben dem Altenglischen und dem Altfriesischen gehört auch das Altniederdeutsche (Altsächsische) zu den nordseegermanischen Sprachen. Auch das Altniederfränkische bzw. Altniederländische wird manchmal hierzu gerechnet.

Noch heute lässt sich feststellen, dass der Familienname Oldach konzentriert im norddeutschen Raum vorkommt, aus dem er auch entstammt. Der Onlinedienst Geogen ("geographische Genealogie" ) hat folgende Verbreitungskarten erstellt, die die absolute und relative Verteilung des Familiennamens Oldach in Deutschland zeigen. Die Karten wurden auf Basis der 35 Mio. Telefonteilnehmer mit Stand zum 31.12.2002 erstellt.

Absolut: Spitzenreiter ist die Kreisfreie Stadt Hamburg (HH)
Relativ: Spitzenreiter ist dabei der Landkreis Demmin (MV)

Der Familienname Oldach kommt demnach insgesamt 183 Mal in 75 Landkreisen vor. Es gibt schätzungsweise 488 Personen mit diesem Nachnamen. Dies liegt unter dem Durchschnitt für alle deutschen Familiennamen. Er liegt damit an Stelle 21.159 der häufigsten Namen.

3. Entstehung von Familiennamen (allgemein)

Das Tragen von Familiennamen (Nachnamen) war nicht zu allen Zeiten üblich. Zu Anfang trug man lediglich seinen Rufnamen. Der Übergang vom Modell Einnamigkeit (Rufname) zum Modell Zweinamigkeit (Vorname plus Nachname) begann im Gebiet des heutigen Deutschlands etwa im 12. Jahrhundert. Dabei waren Adelige und Patrizier die Vorreiter. Knechte und Dienstboten folgten zuletzt. Die Entwicklung begann im Südwesten und verbreitete sich im 13./14. Jh. bis in den Nordosten. Dabei wurden Städte viel eher von ihr erfasst als das Land. Die Umstellung war Anfang des 15. Jh. im wesentlichen vollzogen, auch wenn es noch Ausnahmen in dörflichen Regionen gab, die bis in das 17./18. Jh. reichten.

Im Jahr 1794 wurde mit dem allgemeinen preußischen Landrecht in Preußen eine wichtige gesetzliche Grundlage für das Recht und die Pflicht zum Tragen eines Familiennamens geschaffen. Mit der Einführung des Standesamtes 1874 kam der Prozess der Ausbildung erblicher und fester Familiennamen zu seinem Abschluss. So wurde dort die Schreibweise festgelegt und eine Änderung bedurfte einer behördlichen Genehmigung. Seitdem waren Familiennamen nicht mehr, wie im römischen Recht noch üblich, Privatangelegenheit und konnten demnach auch nicht mehr beliebig verändert werden.

Es ist wichtig diese Grundlagen über die Entstehung von Familiennamen zu kennen, um zu verstehen, dass unserer Oldach-Ahnenforschung, die sich ja hauptsächlich auf erhaltene, schriftliche Dokumente stützt, auch Grenzen gesetzt sind. Zum einen gibt es Familiennamen (für einen Knecht aus Mecklenburg, wie unseren Stammvater geb. 1764) erst seit ca. 13.-15. Jh., zum anderen wurden dort Kirchenbücher erst ab 1640 – 1700 (regional unterschiedlich) und standesamtliche Unterlagen erst seit 1875/76 geführt.

4. Verschiedene Schreibweisen

In alten Kirchenbüchern taucht der Familienname unserer Vorfahren in den unterschiedlichsten Schreibweisen auf. Einen (Personal-)Ausweis, aus dem alle Namen einer Person vollständig und richtig abgeschrieben werden konnten, gab es damals nicht. Der Pastor schrieb die Namen ins Kirchenbuch, wie er sie hörte. Erschwerend kam hinzu, dass Namensträger und Pastor oft einen anderen Dialekt sprachen. Da in frühen Jahrhunderten die meisten Leute nicht lesen und schreiben konnten, konnten sie weder ihren eigenen Namen buchstabieren, noch den Eintrag des Pastors kontrollieren.

Natürlich wechselten auch die Pastore im Laufe des Lebens einer Person. Einige Oldachs in Mecklenburg waren obendrein Schäfer (unsteter Beruf) und zogen durch verschiedene Gemeinden, weswegen sich ihre Kirchendaten in verschiedenen Büchern von verschiedenen Pastoren finden. Da konnte jeder Eintrag anders ausfallen.

1875 wurden dann die Standesämter eingeführt und die Namen festgeschrieben. Dies schloss fahrlässige oder eigenmächtige Übertragungsfehler aber nicht aus.

Bei unseren Forschungen nach dem Familiennamen OLDACH müssen wir also immer die verschiedensten Schreibvarianten mit in Betracht ziehen z.B. Oldag, Olldag, Ohldag, Olldach, Ohldach, Aldach, Alldach, Ahldach, Aldag, Alldag, Ahldag, Alltag, Alletag etc.

Weitere Informationen zu Kirchenbucheinträgen und Eigenarten der Namensschreibung haben wir hier zusammengetragen: Kirchenbücher

5. Frühe Namensfunde

Der Vorname ALDAG wird bereits im 10 Jh. erwähnt und auch heute noch gibt es Träger dieses Vornamens. Wir fanden bei unseren Recherchen:

  • “Erzbischof Aldag von Bremen-Hamburg” (937-988), auch Adaldag genannt
    Quelle: Germania Sacra
  • Ritter “Oldag von Schwerin” (urkundl. 1256 - 1291), auch urkundlich Oldagus, Aldagus, Aldachus und Oldwicus genannt. Oldag war 1258 der Gründer des Dorfes Oldagshagen (auch Oldigeshagen, Oldewigshagen genannt, heute: Altwigshagen), das nach ihm seinen Namen trägt.
    Quellen: Lothar Kohls/Museum im Steintor und FamilienWIKI
  • "Jordanus Aldach" ist im Raum Oschersleben, Sachsen-Anhalt, (a. 1345) bezeugt.
    Quelle: Wörterbuch der deutschen Familiennamen, 2013
  • "Oldag Eberhard Detloff, Graf von Schwerin" (*1923).
    Quelle: